Während der Lektüre des Romans „Das siebte Kreuz“ und der Erarbeitung des Portfolios entstand bei den Schülerinnen und Schülern der Wunsch, das NS-Dokumentationszentrum in Osthofen (Vorlage für das KZ Westhofen im Roman) zu besuchen.
Um den Tag optimal zu nutzen, wurde ein Aufenthalt in der Schum-Stadt Worms eingeplant, um allen einen Eindruck über das jüdische Erbe am Rhein zu verschaffen. Großes Interesse erregte der historische jüdische Friedhof „Heiliger Sand“ mit seinen Grabmälern aus dem Mittelalter und den Begräbnisstätten der berühmtesten jüdischen Gelehrten am Rhein. Da es sich um einen geweihten Ort handelt, wurden unsere Jungs mit provisorischen Kopfbedeckungen (einer Art Einweg-Bäckermützen) ausgestattet, denn hier sind diese aus Respekt und wegen der religiösen Vorschriften zu tragen.
Auch weitere jüdische Stätten konnten wir besuchen: die gut erhaltene enge Judengasse der Stadt mit ihren hohen Häuserzeilen sowie die mittelalterliche Synagoge mit Toraschrein und Menora. Auch hier trugen unsere Schüler eine Kopfbedeckung; am Eingang wurde jedem eine Kippa ausgehändigt.
Die zahlreich in den Straßen der Altstadt eingearbeiteten „Stolpersteine“ erregten großes Interesse und luden zum Nachdenken über die Schicksale der Wormser Bürger in der NS-Zeit ein. Ein weiteres geschichtliches Highlight von Worms: Über Martin Luther stolpert man fast an jeder Ecke, denn in der Stadt fand 1521 der Reichstag statt, im Rahmen dessen Luther seine 95 Thesen widerrufen sollte. Ein Spaziergang von einigen hundert Metern entlang der historischen Stadtmauer führte die Gruppe bis zum Lutherdenkmal.
Im Wormser Dom gab es vor der verdienten Mittagspause noch einige Attraktionen zu besichtigen; sogar die Krypta mit den Fürstengräbern konnte erkundet werden.
Danach ging es gestärkt mit der Bahn weiter nach Osthofen zum ehemaligen KZ, heute NS-Dokumentationszentrum, wo die wohlüberlegt aufgebaute und interaktive Dauerausstellung die Schülerinnen und Schüler sofort fesselte. Ein Raum war sogar speziell dem Roman „Das siebte Kreuz“ von Anna Seghers gewidmet. Die mittels Originalfotos und -dokumenten anschaulich dargestellten Einzelschicksale von Familien und Häftlingen erregten viel Empathie und machte bewusst, wie schrecklich es gewesen sein musste, unter dem damaligen Terrorregime mit seiner Willkür zu leben.
Alle Teilnehmenden waren gegen 16 Uhr nicht zuletzt wegen der großen Hitze ermüdet und so konnte nach einer kurzen Pause die Rückfahrt angetreten werden.
Und nun das Beste: Dieser bildende und bewegende Ausflug hat keinen Cent gekostet!
(Text: Lauer)
Bilder aus der Gedenkstätte:
Bilder von der Judengasse, der Synagoge und den Stolpersteinen:
Bilder vom Wormser Dom und vom Lutherdenkmal: