Der Klassenrat

Der Klassenrat ist ein wichtiges Instrumentarium zum Einüben von demokratischem Handeln, zum gemeinsamen Problemlösen und zur Gewaltprävention. Diese Stunde ist fest in Schülerhand, der Lehrer ist Teilnehmer und hat keine Sonderrechte.

Sammeln von Gesprächsthemen

 

Während der Woche werden Gesprächsthemen gesammelt. Das sind oftmals Konflikte innerhalb der Klassengemeinschaft oder auch mit Kindern anderer Klassen oder Lehrern. Es werden aber auch positive Erlebnisse thematisiert. Des Weiteren bietet diese Stunde die Möglichkeit, Vorhaben der Klasse zu planen.

 

Rollen innerhalb des Klassenrats

  • 1 Klassenratsleiter
  • 2 Rednerlistenführer
  • 2 Kinder für den Ruhedienst
  • 1 Zeitwächter
  • 1 Protokollführer

 

Die Rollen wechseln in jedem Klassenrat.

 

Es ist durchaus sinnvoll, am Anfang die Stunde von eloquenten, vernünftigen und zuverlässigen Kindern leiten zu lassen. So gelingt es wahrscheinlich leichter, den Ablauf gut zu konsolidieren. Ist aber einmal alles eingespielt, sollte jeder einmal dran kommen. Auch für schüchterne Kinder ist es ein großer Gewinn, einmal diese wichtige Rolle gespielt zu haben und auch für Kinder, die z.B. wegen Regelverstößen öfter mal Thema im Klassenrat sind, kann dies eine gewinnbringende Erfahrung sein.

Ablauf des Klassenrates

Über Abwesende wird nicht gesprochen!!!

 

 

1.    Die Kinder stellen einen Stuhlkreis, in dem jeder jeden sehen kann. Wichtig ist, ganz zu Anfang genau zu besprechen, welche Tische an welche Seite getragen werden. Desto schneller und reibungsloser gelingt der Ablauf dann bei den darauffolgenden Malen.

 

2.   Festlegen der Ämter: Anfangs bestimmt der Lehrer, ist der Ablauf einmal fest eingeübt, gelingt es der Klasse selbst, die Rollen gerecht zu verteilen. Hilfreich ist es, wenn sich die beiden Ruhedienste und die beiden Rednerlistenführer gegenüber sitzen, sodass der ganze Kreis von ihnen gut abgedeckt werden kann.

 

3.    Positive Runde; Verlesen des Protokolls

 

4.    Nun liest der Klassenratsleiter das erste Thema vor, nennt Name und Datum. Es wird noch nicht kommentiert oder besprochen.

 

5.   Als erstes werden nun die Betroffenen vom Klassenratsleiter gebeten, den Sachverhalt aus ihrer Sicht zu schildern.

 

6.    Direkt im Anschluss daran hat der oder haben die Konfliktpartner Gelegenheit, ihre, vielleicht etwas andere Sicht der Dinge darzulegen.

 

7.    Erst jetzt kommen alle anderen ins Spiel. Wer etwas sagen möchte, meldet sich und wird von den beiden Rednerlistenführern auf die Liste gesetzt. Diese rufen dann nacheinander auf. Der Lehrer meldet sich genau wie alle anderen Teilnehmer der Runde. Der Leiter des Klassenrates darf jederzeit kommentieren und ist angehalten, nach einigen Beiträgen auch zu strukturieren. Sollten sich Kinder nicht an die Gesprächsregeln halten, sprechen sie diese mit Namen an und bitten sie um Ruhe. Der Zeitwächter achtet darauf, dass sich Beiträge nicht unnötig wiederholen und dass es zu gegebener Zeit zu Konfliktlösungsvorschlägen kommt.

 

8.    Lösung/ Absprachen/ Zielvereinbarungen: Sofern es sich bei dem Thema um einen Konflikt gehandelt hat, sollte am Ende im besten Falle die Lösung des Problems stehen. Natürlich ist das nicht immer möglich. In diesem Falle sind Zielvereinbarungen hilfreich, die zu einem besseren Miteinander führen können. Die Vorschläge kommen von Schülern und dem Lehrer.

 

9.    Einladen von klassenfremden Personen: Sollte es sich bei dem Konfliktpartner um ein Kind einer anderen Klasse oder einen Lehrer handeln, können diese in einen nächsten Klassenrat eingeladen werden. Das läuft dann normalerweise über den Lehrer. Wichtig ist, dass das betroffene Kind immer einen Beistand mitbringen darf. Auch ganz besonders in diesem Falle gelten sämtliche Regeln und „fair play“.

 

10. Protokoll: Der Protokollführer notiert das jeweilige Thema mit Datum, die betroffenen Personen und vor allem die Zielvereinbarungen. Auch die Ämter werden festgehalten. Protokollvorlagen existieren, diese würden in einem Ordner verwaltet werden. Genauso ist auch ein Protokollheft denkbar. Dadurch kann immer mal wieder auf vorangegangene Diskussionen zurückgegriffen werden.

 

Klassenrat auf lange Sicht

 

Es ist ganz klar, dass der Lehrer zu Anfang in der fünften Klasse noch verstärkt mit moderiert. Er gibt Hilfen und macht Vorschläge, in welcher Weise der Klassenratsleiter nun weiter vorgehen könnte. Er leitet an zum Sammeln von Argumenten, weist auf Wiederholung von Beiträgen hin, verdeutlicht, dass eine Meldung auch zurückgezogen werden kann, wenn gleiche Argumente schon vorgetragen wurden, usw.. Er ermuntert auch stillere Schüler, sich zu beteiligen, macht aber auch sehr deutlich, dass er nur in der Anfangsphase so eingreifend handelt. Dieses kleinschrittige Vorgehen zahlt sich in Kürze aus und es ist erstaunlich, wie selbstverständlich sehr bald die meisten dieser Dinge  laufen, auch wenn der Lehrer dann „nur noch“ völlig gleichberechtigter Teilnehmer ist.

 

Natürlich ändern sich die Themen und Belange der Schülerinnen und Schüler im Laufe der Jahre, aber in dieser kostbaren Stunde können sowohl die Sorgen und Anregungen der Kleinen ernst genommen werden, wie auch später die der Großen. Und ist der Klassenrat erst einmal fester Bestandteil im Klassenalltag, fordern die Kinder diesen auch ein, weil sie erfahren haben, dass er eine hervorragende Möglichkeit ist, die Gemeinschaft zu stärken, sich weiter zu entwickeln, zu helfen und friedlicher miteinander zu leben. Zuhören, Kritik üben und erfahren, Toleranz und demokratisches Handeln – das sind Fähigkeiten, die im Klassenrat im Laufe der Jahre fast nebenbei erworben werden.